Ghostwriting und die neuen Medien

Texter für neue Medien

09. März 2015

Die meisten Menschen wissen nicht genau, was sich hinter dem Begriff „Ghostwriting“ verbirgt und denken sofort an diverse Plagiatsaffären. Dabei spielen Ghostwriter im heutigen Medienzeitalter eine wichtige Rolle.

Sprache man früher über Ghostwriting, dachten viele unwillkürlich an die vielen Schlagzeilen um diverse Plagiatsaffären. Kein Wunder, denn immer wenn Ghostwriter in den Medien auftauchten, ging es oft um den Vorwurf, ein Politiker oder eine andere bekannte Persönlichkeit hat bei seiner Doktorarbeit geschummelt. Ghostwriting war über viele Jahre hinweg stets von einer Aura des „Mysteriösen“ oder gar „Unerlaubten“ umgeben. Wenn das Gespräch auf Ghostwriter kam, vermuteten viele sogar konspirative Treffen in dunklen Hinterhöfen, wo Koffer voller Bargeld den Besitzer wechselten. Als Gegenleistung bekam ein Auftraggeber ein umfangreiches Schriftstück. Zum Beispiel eine Doktorarbeit. Über Ghostwriting hätte man viele Romane schreiben können, die gut in die Gattung „Mystery-Story“ gepasst hätten. Doch solche Zeiten sind längst vorbei und dieser Ruf, unter dem viele Ghostwriter lange gelitten haben, ist Geschichte. Mittlerweile sind Texter, die für andere Leute schreiben, salonfähig geworden und Ghostwriting hat sich als anerkannte Dienstleistung längst etabliert.

Der mehr oder weniger „halbseidene“ Ruf der Szene kommt aus dem akademischen Ghostwriting. Dabei werden wissenschaftliche Experten als Ghostwriter tätig, die für ihre Auftraggeber akademische Texte und Arbeiten verfassen. Diesen Bereich gibt es heute natürlich auch noch, aber er stellt nur einen kleinen Bereich aus dem gesamten Repertoire des modernen Ghostwriting dar. Der größte Teil am Auftragsvolumen der Ghostwriter entfällt nach wie vor auf den Buchmarkt. Hier waren und sind es vor allem die Prominenten und öffentlich bekannte Persönlichkeiten, die auf Ghostwriting zurückgreifen, wenn sie ein neues Buch veröffentlichen wollen. Früher waren das meist Biographien oder Memoiren. Hinzu kamen Verlage als Auftraggeber. Sie engagierten einen oder mehrere Ghostwriter, wenn eine ganze Romanserie veröffentlicht werden sollte, die ein Autor alleine überhaupt nicht schreiben kann. Aber auch das hat sich geändert. Seit es digitale Druckverfahren und Online-Buchshops à la Amazon & Co. gibt, hat jeder die Chance, ein eigenes Buch zu veröffentlichen.

Ghostwriting schafft Chancengleichheit

Wer sich als Experte auf einem bestimmten Gebiet entsprechendes Fachwissen erworben hat, konnte früher nur dann ein Buch darüber veröffentlichen, wenn er einen großen Verlag als Partner hatte. Dazu musste er aber mindestens schon ein Buch erfolgreich auf dem Markt haben und selber ausreichend Zeit haben, um zu schreiben. Heute ermöglichen Ghostwriter, Book-on-Demand-Verlage und Onlineshops eine direkte Leseransprache. Ghostwriting schafft nicht nur hier Chancengleichheit. Industrie, Handel und Dienstleister waren früher auf das Wohlwollen der etablierten Medien angewiesen, wenn sie Berichte über ihr Angebot veröffentlicht haben wollten. Heute, im Rahmen des Corporate Publishing, können Wirtschaftsbetriebe jeder Größe durch Blogs, Soziale Medien oder eigene Publikationen ihre Botschaften direkt an die Öffentlichkeit verteilen. Gute Texter sorgen dafür, dass jeder, der etwas veröffentlichen möchte, das auch in einwandfrei verfassten Artikeln tun kann.

Vor allem das Internet ist ein enormer Wachstumsmarkt für die Ghostwriting Szene. Ob Artikel für Firmenwebsites, Blogs, Themenportale oder Online-PR, viele Ghostwriter haben sich mittlerweile darauf spezialisiert, für das World Wide Web zu schreiben. Und zwar so, dass es den Lesern gefällt und dass es Suchdienste à la Google & Co ganz weit oben in den Suchtreffern platzieren. Ghostwriting für das Internet ist wahrscheinlich auch der Wachstumsmotor in der Schreiberszene der nächsten Jahre. Ghostwriter, die gute Online-Beiträge verfassen können, dürften bald genauso gefragt sein, wie gute Buchschreiber.


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