Was machen Ghostwriter eigentlich?

Was macht ein Ghostwriter

30. Mai 2014

Wir sind ja gar keine Erfindung der Neuzeit! Unsere Zunft ist beinahe schon so alt wie die Menschheit und trotzdem sind wir für viele ein Mysterium. Dabei ist Ghostwriter ein ganz normaler Beruf wie viele andere auch.

Ihr kennt das ja sicher: Du bist auf einer Party oder einer anderen Festivität und das Gespräch kommt auf den Beruf. Vor allem, wenn man noch nicht so viele von den Leuten kennt und ein relativ neues Gesicht ist. „Ghostwriter“, sag ich dann, wenn ich gefragt werde und prompt habe ich das Interesse auf meiner Seite. Und dann hagelt es auch schon die Fragen. Je nachdem, ob gerade mal wieder ein Politiker oder eine andere honorige Persönlichkeit in den Schlagzeilen ist, variiert der Wissensdurst. Die meisten haben den Begriff Ghostwriter schon mal irgendwann gehört. Was unser einer aber wirklich macht, das wissen die wenigsten. Nur dass es irgendwie mit Schreiben zu tun hat. Ist klar, dazu braucht es ja auch nicht wirklich sehr viel Scharfsinnigkeit. Je nachdem, was es für Fragen sind und zu welchem Typ Mensch der Fragesteller zu zählen ist, antworte ich gleich, oder warte ein wenig ab. So krieg ich recht schnell mit, was die Leute über einen Ghostwriter wissen und was sie über unseren Berufsstand denken.

In einem Punkt sind sich die meisten einig: Ghostwriter müssen im Geld regelrecht schwimmen. Mindestens sind sie stinkreich. Volkes Meinung ist nachvollziehbar und verständlich, denn von uns erfährt man in der Regel nur dann, wenn Promis gerade mal wieder ein Buch veröffentlichen. Die machen schließlich richtig dicke Kohle, die ihnen der Ghostwriter dann abzockt. Andere denken in punkto Geld ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass sie uns nicht durch die Prominenten kennen, sondern aus den Schlagzeilen um diverse Plagiatsaffären. In diesem Fall rechnet man uns Ghostwriter ganz klar dem halbseidenen Milieu zu und vermutet uns in Mafiakreisen und ähnlichem. Und dann gibt es noch diejenigen, die irgendwo mal gehört haben (wollen), dass Ghostwriter welche sind, die für Studenten, mit wenig im Kopf aber umso mehr im Geldbeutel, Fach- und Doktorarbeiten schreiben. Und – wie soll es anders sein – dafür natürlich ordentlich dickes Honorar kassieren.

Was macht ein Ghostwriter denn nun wirklich?

Ein bisschen haben sie alle recht, die ihrer Unwissenheit über unseren Berufsstand spekulieren. Es stimmt: Ghostwriter schreiben Bücher für Prominente! Es stimmt auch, dass sie dafür verhältnismäßig gut bezahlt werden. Wobei ich das „verhältnismäßig“ unterstreichen möchte. Das liegt nämlich im Auge des Betrachters. Richtig ist auch, dass Ghostwriter mit entsprechenden Fachkenntnissen oft dabei behilflich sind, akademische Arbeiten zu verfassen. Ghostwriter schreiben allerdings nicht nur für Prominente, Reiche, Schöne oder versnobte Studenten. Das ist zwar recht medienwirksam, aber nicht unsere ausschließliche Beschäftigung. Wir helfen wir jedem, der ein eigenes Buch auf den Markt bringen will, aber selbst kein Meister der Schreibkunst ist oder schlichtweg keine Zeit hat. Egal, ob prominent oder nicht! Das Gros unserer Auftraggeber trägt gar keinen prominenten Namen. Es sind ganz normale Menschen wie „Du“ und „Ich“.  Und Plagiatsaffären, die für Schlagzeilen gut sind und den ein oder anderen Politiker zum Rücktritt veranlassten, sind auch eine Ausnahme. Überall gibt es die berühmten schwarzen Schafe, die eine ganze Szene in Verruf bringen können.

Kurzum: Ein Ghostwriter ist jemand, der im Auftrag eines anderen Texte verfasst und schreibt. Bücher, Artikel, Reden, Fachbeiträge und auch wissenschaftliche Arbeiten. In der Regel tut er das anonym bzw. im Namen seines Auftraggebers, der sich dann auch offiziell als Autor des Geschriebenen zu erkennen gibt. Daher kommt auch die Berufsbezeichnung Ghostwriter, was zu Deutsch „Geisterschreiber“ bedeutet.

Von Timo Bergmann, Journalist und Ghostwriter für Sachbücher

 

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